Wenn sich die Lebensumstände ändern und das bestehende Haus nicht mehr ausreicht, ist es an der Zeit, über eine Erweiterung nachzudenken. Jeder Hausbesitzer bevorzugt hierbei eine einfache und schnelle Lösung, die das tägliche Leben möglichst wenig beeinträchtigt.
Die erste Lösung, die hierbei jedem in den Kopf schießt, ist ein Erweiterungsanbau. Doch dieser verkleinert automatisch den eigenen Garten. Ein Haus aufstocken – die Idee kommt hingegen den wenigsten in den Sinn. Statt in die Breite wächst das Haus einfach in die Höhe. Ganz ohne Verlust der geliebten Gartenflächen.
Haus aufstocken: Ideen zur Umsetzung
Zum Aufstocken eines Hauses gibt es zwei Möglichkeiten:
- Die Kniestockerhöhung
- Die Geschossaufstockung
Die Kniestockerhöhung
Bei der Kniestockerhöhung wird das alte Dach angehoben und der Kniestock, also die Außenwand an der Traufseite, erhöht. Dadurch entsteht mehr Platz unter der Dachschräge. Allgemein ist der Kniestock ein wichtiger Bestandteil bei Steildächern und trägt die Dachkonstruktion. Je höher der Kniestock ist, desto mehr Wohnfläche kann darunter entstehen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Kniestock zu erhöhen: Entweder wird der alte Dachstuhl entfernt und ein neuer errichtet. Oder die bestehende Dachkonstruktion wird mithilfe von Hydraulik-Pumpen angehoben. Hierfür muss zunächst die Verbindungen zwischen Dach und Baukörper gelöst werden, ehe die Dachkonstruktion mit Pumpen angehoben und der Kniestock erhöht werden kann. Da diese Methode, ein Haus aufzustocken, hohe Kosten verursacht und sehr zeitintensiv ist, sollte sie wohl überlegt sein.
Generell sind beide Methoden nur mithilfe eines erfahrenen Dachdecker-Fachbetriebes ausführbar.
Die Geschossaufstockung
Eine Alternative wäre das Haus aufstocken mit Holzständerbauweise. Dabei wird zunächst das alte Dach abgetragen. Nun werden neue Wände errichtet. Dabei wird das Haus mit Fertigteilen aufgestockt. Sobald die Außenwände stehen, wird ein neues Dach errichtet.
Das Haus aufstocken in Fertigbauweise bringt eine deutlichere Wohnraumvergrößerung (wegen der Höhe der Fertigbauteile) als die Kniestockerhöhung.
Was zudem für das Haus aufstocken mit Holzständerbauweise spricht, ist:
- Die vorgefertigten Materialien verkürzen die Bauzeit.
- Die Kosten sind geringer als bei der Massivbauweise.
- Das Fundament und die Außenmauern werden wegen des geringeren Gewichtes weniger stark belastet.
Haus aufstocken bei einem Flachdach
Soll ein Haus mit Flachdach aufgestockt werden, kann entweder ein Schrägdach aus Holz errichtet werden oder ein Dach in Massivbauweise. Da das Haus aufstocken mit Holz in der Regel günstiger ist, wählen die meisten diese Methode. Hierbei kann das alte Flachdach als neue Zimmerdecke erhalten bleiben. Vorausgesetzt die Statik des Hauses lässt das zu. Dadurch entfallen die Kosten für das Einziehen einer neuen Geschossdecke.
Ist zum Haus aufstocken eine Baugenehmigung notwendig?
Ein Haus darf nur mit einer entsprechenden Baugenehmigung aufgestockt werden. Ob diese erteilt wird, hängt vom örtlichen Bebauungsplan ab, der die Höhen- und Geschosszahl im jeweiligen Wohngebiet festschreibt. Welches Genehmigungsverfahren zum Einsatz kommt, hängt von der Höhe der Haus Aufstockung ab. Grundsätzlich gibt es in Deutschland zwei Baugenehmigungsverfahren:
- Das normale Baugenehmigungsverfahren
- Das vereinfachte Baugenehmigungsverfahren
Bei einer minimalen Dachanhebung wird in den meisten Fällen das vereinfachte Verfahren angewandt. Die Genehmigungsdauer liegt dann bei rund einem Monat, statt bei vier.
Generell darf die Erweiterung des Hauses nach oben keine Beeinträchtigung der Nachbarschaft nach sich ziehen. Daher ist beim Haus aufstocken die Genehmigung des/der Nachbarn ebenfalls zwingend erforderlich.
Wenn der Bebauungsplan eine Aufstockung prinzipiell erlaubt, sollten zudem ein Architekt und Statiker kontaktiert werden, um alle behördlichen Auflagen und baulichen Gegebenheiten genau zu berücksichtigen. So gilt es etwa zu klären, wie viel umbauter Raum auf einem Grundstück erlaubt ist und welche Art der Dachaufstockung die Statik des Gebäudes zulässt. Außerdem müssen möglicherweise erweiterte Auflagen bezüglich der Energieeffizienz nach der Aufstockung erfüllt werden.
Weitere Fragen, die ein Architekt beantworten kann, sind:
- Welche Brandschutzvorschriften müssen beachtet werden?
- Ist ein zusätzlicher Schallschutz für die Wand erforderlich?
- Welche Abstände zu Nachbarn und welche Höhen sind einzuhalten?
Haus aufstocken: Welche Kosten entstehen?
Die Kosten für eine Hausaufstockung hängen von der Aufstockungsart und der Größe des Hauses ab. Allein eine einfache Anhebung des Kniestocks bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus kann über 10.000 Euro kosten. Darin sind aber noch nicht die Planungs- und Genehmigungskosten oder die Kosten für den eigentlichen Dachausbau enthalten.
Generell sind folgende Punkte kostenentscheidend:
- Art der geplanten Aufstockung (Drempel anheben, komplett neues Geschoss, Flachdach mit Steildach überdecken)
- Gewählte Dachform
- Art der Dacheindeckung
- Gewählte Dachdämmung
- Innenausbau des neuen Geschosses
- Anzahl neuer Fenster
Soll beispielsweise ein Steildach auf ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit Flachdach errichtet werden, muss man für das Haus aufstocken Kosten von mindestens 25.000 Euro einplanen – zusätzlich zu den Planungs- und Genehmigungskosten und den Handwerker- und Materialkosten für den eigentlichen Dachgeschossausbau.
Ein altes Haus aufstocken, lohnt sich das?
Gerade bei denkmalgeschützten Häusern kommt eine Gebäudeerweiterung durch eine Dachanhebung nicht infrage. Sollte das Gebäude nicht unter den Denkmalschutz fallen, muss genau kalkuliert werden, ob es sich lohnt, das alte Haus aufzustocken. Sinnvollerweise werden die Arbeiten mit einer allgemeinen Dacherneuerung und Dachdämmung kombiniert.
Die unterschiedlichen Förderprogramme von Bund und Ländern können so die Kosten für die Hausaufstockung und gleichzeitig energetische Sanierung in einem erträglichen Rahmen halten.
Fördermittel zum Haus aufstocken
Wer die finanziellen Anreize des Gesetzgebers für eine Hausaufstockung vollständig nutzen möchte, sollte nicht nur die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) berücksichtigen, sondern auch Maßnahmen zur Barrierereduzierung im Bauplan festhalten.
Anpassungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zum 01.01.2023:
- Für eine „serielle Sanierung“ (Einsatz vorgefertigter Bauelemente) wird ein Extra-Tilgungszuschuss von bis zu 15 % bewilligt.
- Bei der Sanierung eines „Worst Performing Buildings“ (WPB) erhöht sich der Tilgungszuschuss auf 10 % und wird zudem um das Effizienzhaus 70 Erneuerbare-Energien-Klasse erweitert.
- Ab dem 01.01.2023 sind bei Eigenleistungen auch die Materialkosten förderfähig.
- Nicht mehr gefördert werden hingegen Anlagen zur Stromversorgung.
Haus aufstocken: moderne Art der Wohnraumerweiterung
Im Gegensatz zum Neubau bietet das Aufstocken eines Hauses den Vorteil, dass für den zusätzlichen Wohnraum kein Teil des Grundstückes überbaut werden muss. Darüber hinaus ist diese Bauoption im Allgemeinen kostengünstiger als ein Anbau. So entfallen beispielsweise sämtliche Erdarbeiten, das Gießen einer Fundamentplatte oder das vollständige Neuverlegen von Strom-, und Heizungsleitungen. Diese werden beim Aufstocken lediglich nach oben verlängert. Gleichzeitig kann die Energieeffizienz des Gebäudes verbessert werden, was insbesondere bei älteren Häusern von Vorteil ist.
Die größte Hürde beim Aufstocken eines Hauses kann ein geltender Bebauungsplan sein, der generell eine Hauserweiterung in die Höhe verbietet. Aber auch eine schlechte Statik des Hauses kann die Ideen, das Haus aufzustocken, zu Nichte machen. Daher sollten die Pläne immer mit einem Statiker und Architekten besprochen werden, um vor unerwarteten Überraschungen sicher zu sein.