Amerika bleibt für viele hierzulande ein Sehnsuchtsort. Dazu gehört nicht nur die scheinbar endlose Freiheit majestätischer Landschaften, sondern auch das Lebensgefühl und der Stil.
Wer einen Hauch USA in den eigenen vier Wänden zelebrieren möchte, der muss nicht gleich auswandern. Denn viele der Trends aus Hausbau und Wohneinrichtung sind auch in Deutschland problemlos umsetzbar – und lassen sich sogar mit vielen Vorteilen der Einrichtung hier kombinieren.
Wie das geht und warum das so reizvoll ist, verrät dieser Ratgeber.
Was macht den amerikanischen Stil aus?
Bereits auf den ersten Blick unterscheiden sich die deutschen und amerikanischen Häuser drastisch. In den USA wird in der Regel immer noch leicht und mobil gebaut, während Häuser in Deutschland für die Ewigkeit gebaut werden – und auch um ewig am gleichen Ort zu verharren.
Holzgauben und Fassaden und ein Leichtbau, der sogar auf dem Hänger eines Trucks durchs Land ziehen kann, machen hingegen die US-Bauweise aus.
Ein Rohbau im amerikanischen Stil wird oft innerhalb von rund 14 Tagen errichtet und ist dann schon bereit für den Innenausbau. Holz wird in unseren Breitengraden als Baumaterial fürs Haus nach wie vor recht stiefmütterlich behandelt, aber das muss nicht sein. Gut gepflegt überdauern auch Holzhäuser mehrere hundert Jahre. Zudem spricht der zeitlose Look für sich.
Die unterschiedlichen amerikanischen Hausstile im Überblick
Ganz pauschalisieren sollte man den amerikanischen Stil natürlich nicht, denn der moderne Hausbau in den USA ist mehrere hundert Jahre alt und regional sehr unterschiedlich. Kein Wunder in einem Land, das sich historisch, soziologisch und demographisch über so viele Extreme hinweg spannt.
Prägnant sind vor allem der viktorianische Stil (mit Erkern und kleinen Türmen), der Townhouse-Stil (schmale, hohe Häuser wie in den niederländischen Grachten), das Colonial-House (mit rechteckigem Grundriss und zwei Stockwerken) und die üppige Südstaatenvilla (hier sind die Säulengänge und Vorsprünge an europäische Adelsvillen angelehnt). Markante Gemeinsamkeiten finden sich in den Holzrahmen, den Dachgauben und der Front Porch.
Für Fans der Dachgauben gibt es aber behördliche Einschränkungen – diese sind in den meisten Wohngebieten in Deutschland nicht erlaubt. Gleiches gilt für die amerikanischen Schilden aus Bitumen, das ist in Deutschland meist untersagt, dafür sind die Dachziegel hierzulande etwas beständiger. Die oft flacheren Dachwinkel entsprechen vielerorts ebenfalls nicht den von den Kommunen vereinbarten Baustandards. Am Dach erkennt man also recht fix, ob ein Haus tatsächlich in Amerika steht oder nur an die amerikanische Bauweise angelehnt ist.
Interessant und voll in einem weiteren Trend – dem Tiny House – verankert, ist der amerikanische Bungalow. Ein kleines Haus mit quadratischem Grundriss, flachem Dach und angebauter Garage ist auch für schmalere Geldbeutel problemlos umsetzbar. Hier muss lediglich platzsparend eingerichtet werden, um die geringe Fläche auch optimal nutzen zu können.
Eines der Merkmale, mit denen du baulich aber in jedem Fall spielen kannst, ist die typische Veranda zur Straßenseite hin – die Front Porch.
Auf der Hollywoodschaukel den Träumen hinterher schwingen
Die Front Porch gehört zu den Klassikern des amerikanischen Stils und vermittelt die Ruhe und die Seele Amerikas. Als Front Porch wird eine überdachte Veranda bezeichnet, die sich gemeinsam mit dem Vordereingang des Hauses zur Straße neigt.
Das ist natürlich am besten geeignet für Häuser in verträumten Lagen oder direkt an einem Wendehammer. Der Blick führt so in aller Ruhe auf den Rasen und die Straße, das Dach schützt gleichzeitig vor der Mittagssonne. Während es in Deutschland eher üblich ist, auf der Terrasse nach hinten heraus zu relaxen, ist die Front Porch einer der klassischsten Indikatoren des amerikanischen Stils.
Um die Veranda aber auch stilecht umzusetzen und in den Stil des eigenen Hauses einzubauen, braucht es die nötige Expertise und die entsprechenden Materialien. Unterschiedlicher Terrassenbelag wie Steinböden, Fliesen oder Dielen sorgen dafür, dass auch die Eigenheime hierzulande sich eine Front Porch anlegen können, die sich nahtlos ans Eigenheim anschmiegt.
Sollte die Veranda zum Vorgarten hin baulich nicht möglich sein, lässt sich die Porch natürlich auch zum Garten hin anbauen. Das kombiniert die Intimität des eigenen Gartens mit einem persönlichen Balkon nur eine Stufe über dem Gras. Ganz US-typisch ist diese Back Porch natürlich nicht, aber zu einem malerisch geschmückten Garten hin, fängt auch diese Form der Veranda viel Flair ein.
Außen unscheinbar, innen amerikanisch – mehr US-Style bei der Inneneinrichtung
Bei einem Neubau lassen sich natürlich verschiedene Inspirationen des amerikanischen Stils berücksichtigen, solange diese hier behördlich und kommunal zugelassen sind. Doch auch wenn der Grundriss eher klassisch deutsch ist, kann beim Innenausbau das amerikanische Ideal einer Community innerhalb der Familie und eines gemeinsamen Raumgefühls berücksichtigt werden.
Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens ist dabei der gemeinsame Essbereich. Statt eines abgetrennten Esszimmers, ist ein Open-Floor-Plan für Küche und Esszimmer in den USA Standard.
Wer gerne kocht, sollte dies unbedingt beim Grundriss berücksichtigen. Auch Extras wie eine Kücheninsel können Küche und Esszimmer aneinanderbinden und schaffen optisch gleichzeitig viel Platz. Auch die klassischen deutschen Holzschränke vermisst man im US-Flair häufig, denn hier kommen Einbauschränke zum Einsatz. Als Bauherr lässt sich das bereits bei der Planung berücksichtigen und das Resultat ist ein aufgeräumtes Ambiente, in dem sich Kleidungsstücke und Kladderadatsch bequem verstauen lassen.
Zwar nehmen die Einbauschränke jedem Zimmer einige Quadratmeter an Wohnfläche ab, doch in der Praxis ist dies gewonnener Raum. Anders als Schränke überfrachten Einbauschränke einen Raum visuell nicht und bieten keine Staubfallen auf oder unter dem Schrank. Der “visual clutter” wird reduziert und glatte Oberflächen sind ideal für ein minimalistisches Ambiente. Größere Einbauschränke bieten zudem oft auch Platz für Spiegel oder Schminktisch und können so als kleines Ankleidezimmer umfunktioniert werden.
Typisch amerikanisch ist auch das zum Schlafzimmer gehörige Bad. Der Master Bedroom, also das große Hauptschlafzimmer, besitzt immer ein eigenes Bad, auch Gästezimmer haben direkten Zugang zu einem eigenen Gästebad. Lediglich für die Kinderzimmer wird dann oft ein Etagen-Badezimmer eingerichtet. Ob das in der Planung so funktioniert und ob (typisch deutsch) nicht ein großes Bad und ein kleines Gäste-WC die bessere Wahl sind, bleibt jedem US-Fan selbst überlassen.
Auch der offene Kamin gehört für viele US-Häuser zum Standard und ist zur Weihnachtszeit der Eingang für Santa Claus. Romantisch und stilecht ist der Kamin außerdem, allerdings darf dieser nur gelegentlich genutzt werden. Entschieden hat das in Deutschland das Oberverwaltungsgericht in Koblenz. Nun mag der Begriff weit gefasst sein, dennoch spricht das gegen den offenen Kamin. Zumal Einbau oder Nachrüstung auch entsprechend teuer sind.
Ebenfalls hierzulande kaum möglich sind die amerikanischen Innenwände aus Holz. Um die Richtlinien des Gebäudeenergiegesetzes einzuhalten, benötigt es deutlich bessere Dämmungen. Die lässt sich alleine durch Holzrahmen nicht erreichen.
Den amerikanischen Stil auch hierzulande integrieren
Die USA sind ein bunter Mix verschiedenster Stile aus verschiedenen Jahrhunderten und gerade das ist architektonisch so reizvoll. Eine viktorianische Fassade, elegante Dachgauben, klassische Front Porch und Einbauschränke und das alles verbunden mit Energieeffizienz, solider Unterkellerung und einer besseren städtischen Infrastruktur als in den USA – davon träumt man gerne beim Hausbau.
Kurzum, es muss nicht immer puristisch sein. Wer Bauherr geworden ist, hat die Freiheit, seine eigenen Wünsche und Vorstellungen umzusetzen und das Beste mehrerer Welten zu kombinieren. In den USA etwa ist es höchst unüblich, Häuser mit einem Keller und einem Fundament zu setzen. Das ist hierzulande Standard und erweitert auch kleinere Häuser im Stil der USA um Stau- und Nutzraum.
Und auch wenn es in Deutschland/Europa unüblich ist, mit Holz zu bauen, der nachwachsende Rohstoff wird immer beliebter. Holz besitzt hervorragende Dämmeigenschaften und besitzt im Hausbau eine deutlich bessere CO2-Bilanz als Beton. Dass Holz zugleich ein sehr flexibler und optisch eleganter Rohstoff mit einem ganz besonderen Charme ist, ist da nur ein zusätzlicher Bonus.