Schritte, schwere Möbel, Staub und Schmutz – der Boden in privaten Wohnräumen ist zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, einen widerstandsfähigen und pflegeleichten Fußbodenbelag zu wählen.
Vinylboden erfüllt diese Kriterien, steht in den Köpfen vieler Menschen allerdings mit bedenklichen Inhaltsstoffen im Zusammenhang. Dieser Artikel erklärt, ob PVC-Belag tatsächlich schädlich für die Gesundheit ist.
Weichmacher bescheren Vinyl einen schlechten Ruf
Vinyl ist die Kurzform für Polyvinylchlorid (PVC) – ein Kunststoff, der für eine Vielzahl von Produkten zum Einsatz kommt. Er wird beispielsweise zur Herstellung von Lebensmittel- und Kosmetikverpackungen, Schuhsohlen, Schläuchen und Spielzeug verwendet. Auch Vinyl-Bodenbeläge bestehen aus dem robusten, äußerst strapazierfähigen Material. Da PVC eine sehr harte, thermoplastische Struktur besitzt, lässt es sich nur durch Zugabe von Weichmachern weiterverarbeiten.
Von diesen – auch als Phthalate bekannten – Lösungsmitteln gibt es mehr als 300 unterschiedliche Arten. Die folgenden Weichmacher werden am häufigsten in Kunststoffprodukten verwendet:
- D(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP)
- Di-isodecylphthalat (DIDP)
- Di-isononylphthalat (DINP)
- Dibutylphthalat (DBP)
- Di-isobutylphthalat (DIBP)
- Benzylbutylphthalat (BBP)
Vor allem DEHP steht im Verdacht, negativ auf den menschlichen Organismus einzuwirken. So soll der Weichmacher unter anderem den Hormonhaushalt sowie die reproduktiven Strukturen stören und die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen. Aufgrund seiner vorteilhaften physikalischen Eigenschaften setzten Hersteller ihn vor der Jahrtausendwende dennoch in großen Mengen in Kunststoffprodukten ein – auch in Vinylboden. Dies führte zum schlechten Ruf des Belags, der sich bis heute hält.
EU-weite Grenzwerte zu Phthalaten in Kunststoffprodukten für mehr Sicherheit
Obwohl sich die Vorurteile zu PVC-Boden hartnäckig im allgemeinen Bewusstsein halten, soll moderner Vinylbelag gesundheitlich vollkommen unbedenklich sein. Um die Bevölkerung vor Schadstoffbelastungen zu schützen, erließ die EU bereits im Jahr 2000 strenge Gesetze zur Verwendung von Weichmachern. Sie enthalten eine Beschränkung der erlaubten Phthalate in PVC-Boden und anderen Kunststoffprodukten. In den folgenden Jahren wurden die Vorschriften kontinuierlich verschärft – zuletzt im Jahr 2020.
Hersteller von Vinylboden sind verpflichtet, die Vorgaben zur zulässigen Art und Menge an Weichmachern einzuhalten. Regelmäßige Kontrollen sollen Verstöße zuverlässig aufdecken, um diese mit empfindlichen Strafen zu ahnden. Doch auch die europäische PVC-Industrie selbst verschreibt sich heutzutage der Produktion sicherer Artikel. So rief sie unter anderem die freiwilligen Initiativen „Vinyl 2010“ sowie „VinylPlus“ ins Leben. Ziel der Bemühungen ist, Kunststoffprodukte noch sicherer für Mensch und Umwelt zu machen.
Vinyl als optimaler Bodenbelag für Menschen mit Allergien
Da moderner PVC-Belag frei von schädlichen Weichmachern ist, soll von ihm keine Gefahr für die menschliche Gesundheit ausgehen. Viele wissen jedoch nicht, dass der Vynilboden sogar für Allergiker geeignet ist. Dies zeigt sich an seinen Eigenschaften:
- antistatische Oberfläche
- glatte Textur
- einfach zu reinigen
Staub, Tierhaare und Bakterien finden auf dem ebenmäßigen Belag kaum Halt. Entsprechend leicht können sie mit Staubsauger und/oder Wischer entfernt werden. Vinylboden ist somit deutlich besser für Menschen mit Allergien geeignet als Teppichboden und andere textile Beläge.
Wie kann ich sicher sein, dass der Vinylboden frei von schädlichen Weichmachern ist?
Um der Kundschaft einen sorgenfreien Kauf zu ermöglichen, informieren viele Händler über Weichmacher in den von ihnen angebotenen Produkten. Bei der Auswahl des PVC-Bodens lohnt sich somit ein Blick in die FAQ beziehungsweise die Produktspezifikation im Onlineshop. Findet sich dort keine entsprechende Information, ist eine Nachfrage beim Händler und/oder Hersteller zu empfehlen.
Tipp: Unter Bezug auf die EU-Chemikalienverordnung REACH stellt das Umweltbundesamt ein vorgefertigtes Formular für die Nachfrage beim Hersteller zur Verfügung. Der Anbieter beziehungsweise Produzent ist verpflichtet, binnen 45 Tagen Auskunft über schädliche Phthalate in dem Produkt zu erteilen.
Moderner PVC-Boden als unbedenklicher, belastbarer und ästhetischer Belag
Der gesundheitsschädliche Ruf von Vinylboden stammt aus der Vergangenheit und trifft nach eigenen Aussagen auf moderne Beläge nicht mehr zu. Strenge Grenzwerte in der EU sollen verhindern, dass Produkte mit einer bedenklichen Menge an Weichmachern auf den Markt kommen. Zudem suchen die Hersteller selbst fortlaufend nach Alternativen, um zukünftig ganz auf Phthalate verzichten zu können.
Moderner Vinylboden soll somit ein vollkommen sicherer Belag für die eigenen vier Wände sein – auch in Kombination mit einer Fußbodenheizung. Für Menschen mit Hausstaub- und Tierhaarallergie ist der antibakterielle Untergrund sogar besser geeignet als textile Beläge wie Teppich oder Nadelvlies.