In vielen Häusern bleibt der Platz unter dem Dach oft unbenutzt, der sogenannte Spitzboden kann jedoch sinnvoll genutzt werden. Je nach Größe und Höhe eignet er sich als trockener Stauraum, Spielzimmer, Büro oder Hobbyraum. Bei uns ist er Stauraum, da wir unser Haus ohne Keller gebaut haben. Als wir uns vor dem Bau mit einem Hauskauf auseinandergesetzt haben, haben wir allerdings auch Häuser besichtigt, bei denen der Dachboden als richtiges Zimmer ausgebaut war.
Wir haben uns deshalb mit dem Thema beschäftigt und festgestellt: Wer den Spitzboden ausbauen und neu nutzen möchte, muss einige Punkte beachten.
Spitzboden ausbauen – Wohnraum oder Stauraum?
Beim Spitzboden ausbauen haben Hausbesitzer grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Der Spitzboden kann, wenn wie bei uns beispielsweise kein Keller zur Verfügung steht, als trockener Stauraum genutzt werden. Der Ausbau des Spitzbodens zum Stauraum ist relativ schnell erledigt, benötigt in der Regel keine Baugenehmigung und kann mit etwas handwerklichem Geschick leicht selbst vorgenommen werden.
Wir haben den Teil direkt ins Angebot des Hauses einarbeiten lasen und für 790 Euro eine vollflächige Dielung mit Rauspundholz verlegen lassen. Und da es am Ende des Hausbaus ja schnell mal stressig wird und wir mit unseren Malerarbeiten (u.a. Stahlbetondecke streichen und Rigips bearbeiten) genug zu tun hatten, war ich auch ganz froh, dass wir das nicht mehr selbst machen mussten. Außerdem hatte das den Vorteil, dass wir beim Umzug direkt einige Sachen auf den Dachboden bringen konnten, die dann nicht noch wochenlang überall im Haus im Weg standen.
Ein kleiner Tipp dazu: Hätten wir das während der Bauphase direkt mit dem Gewerk abgesprochen, wäre es vermutlich günstiger geworden.
Bei kleineren Häusern bietet der Spitzbodenausbau hingegen auch die Möglichkeit, das langersehnte Home-Office einzurichten oder für die Kinder ein eigenes Spielzimmer zu schaffen.
Ob sich der Spitzboden als Stauraum oder Wohnraum eignet, ist auch von der Neigung des Daches abhängig. Eine gute Voraussetzung für die Nutzung als Wohnraum bieten Satteldächer mit einer Dachneigung zwischen 35 und 55 Grad. Bei Dächern mit einer geringeren Neigung ist der Spitzboden häufig sehr niedrig und besser als Stauraum geeignet.
Je nachdem wie der Spitzboden ausgebaut werden soll, ist der Aufwand unterschiedlich hoch und es müssen unterschiedliche Auflagen beachtet werden.
Wann darf man einen Spitzboden zum Wohnraum ausbauen?
Ein Spitzboden ist laut der Definition in DIN 1055 ein nicht für Wohnzwecke geeigneter Raum unter einem Satteldach oder Pultdach mit einer lichten Höhe von maximal 1,80 Meter. Das heißt, wenn der Spitzboden zum Wohnraum ausgebaut werden soll, dann darf es sich nicht um einen klassischen Spitzboden nach DIN handeln. Ab etwa 2,30 Meter Raumhöhe darf er zum Wohnen verwendet werden. Die genauen Voraussetzungen für den Ausbau des Spitzboden als Wohnraum sind in den Landesbauordnungen geregelt, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Du solltest also vor dem Ausbau auf jeden Fall die Rechtslage in deinem Bundesland prüfen!
Ein wichtiges Kriterium ist die Geschossflächenzahl, abgekürzt GFZ. Die Geschossflächenzahl steht im Bebauungsplan und gibt an, wie viele Quadratmeter Geschossflächen je Quadratmeter Grundstücksfläche auf den einzelnen Grundstücken zulässig sind. Die Geschossflächenzahl wurde eingeführt, um eine zu hohe Bebauungsdichte zu verhindern. Bei neueren Landesbauordnungen werden die durch den Spitzbodenausbau hinzugewonnenen Quadratmeter nicht zur Geschossflächenzahl des Hauses hinzugerechnet. Allerdings können für Bestandsimmobilien noch auf älteren Bauordnungen basierende Bebauungspläne gültig sein, bei denen eine Hinzurechnung erfolgt.
Je nach Landesbauverordnung musst Du noch weitere Vorgaben beachten. In einigen Bundesländern muss ein Aufenthaltsraum unter dem Dach, beispielsweise ein Kinderzimmer, eine lichte Höhe von mindestens 2 Metern über mindestens der Hälfte der Nutzfläche aufweisen. In manchen Bundesländern sind es sogar mindestens 2,20 m Meter. Bei uns zum Beispiel ist das so nicht gegeben, weil wir die Höhe maximal in der Mitte des Spitzbodens erreichen (und auch da wirds wohl schon eng, wir müssten mal nachmessen), zur Seite aber ganz schnell deutlich tiefer werden.
Eine weitere Voraussetzung, damit Du das Dachgeschoss ausbauen und neu nutzen kannst ist häufig eine Mindestfläche von 8 Quadratmetern, die man aber sicherlich schnell erreichen sollte, wenn das Haus nicht extrem klein ist.
Ist zum Dachboden ausbauen eine Genehmigung erforderlich?
Wird der Dachboden zu Wohnraum ausgebaut, handelt es sich um eine Nutzungsänderung. In diesem Fall benötigst Du zum Dachboden ausbauen eine Genehmigung und musst verschärfte Brandschutzanforderungen beachten, der ausgebaute Dachboden muss dann zum Beispiel über zwei Rettungswege verfügen.
Der erste Rettungsweg ist die Treppe zum Spitzboden, der zweite vorgeschriebene Rettungsweg kann ein Giebel- oder Dachfenster sein. Das Fenster muss als geeigneter Rettungsweg eine Diagonale von mindestens einem Meter haben. Empfohlen werden Dach- oder Giebelfenster mit einer Größe von 90 x 120 cm. Und: Das Fenster muss von der Feuerwehr mit einer Leiter erreichbar sein.
Der Ausbau des Dachbodens zu einem trockenen Stauraum für Wintersachen, Akten, Bücherkisten und Ähnliches ist in der Regel nicht genehmigungspflichtig und problemlos möglich, auch wenn die lichte Höhe unter dem Dachfirst deutlich weniger als 1,80 m beträgt.
Erst prüfen, dann das Dachgeschoss ausbauen
Bevor der Dachausbau geplant wird und Du das Dachgeschoss ausbauen kannst, muss die Bausubstanz des Spitzbodens geprüft werden. Wichtige Prüfpunkte betreffen die Dachkonstruktion und Dacheindeckung. Die Dachkonstruktion muss grundsätzlich tragfähig, trocken, schädlingsfrei und ohne Fäulnisbefall sein. Die Dacheindeckung muss vollständig intakt und lückenlos sein.
Der Zustand des Mauerwerks an den Giebelseiten muss ebenfalls geprüft werden. Das Mauerwerk sollte rissfrei sein, keine Nässeränder, Wasserflecken, Schimmel oder Feuchteschäden zeigen.
Bei den meisten Häusern wird der Schornstein durch den Spitzboden nach oben geführt. Auch der Schornstein muss auf Risse und Dichtigkeit der Anschlüsse geprüft werden. Bei Unsicherheiten und möglichen Schäden sollte unbedingt ein Fachmann zurate gezogen werden.
Dachausbau mit Fenster – worauf muss geachtet werden?
Soll der Spitzboden als Wohnraum genutzt werden, muss er mit ausreichend großen Fensterflächen ausgestattet werden. Wie groß die Fensterflächen im Verhältnis zur Nutzfläche sein müssen, ist in den Bauverordnungen geregelt. In vielen Bundesländern müssen die Fensterflächen eine Größe von mindestens 12,5 % der Nutzfläche haben. Je nach Nutzung sollten die Fensterflächen generell nicht zu klein gewählt werden. Sie sorgen tagsüber für genügend Licht im Spitzboden und sind für die Lüftung des Raums unverzichtbar. Wenn der Spitzboden für Kinder zugänglich ist oder als Spielzimmer eingerichtet wird, sollten die Fenster abschließbar sein.
Der Dachausbau mit einem Fenster oder mehreren flächigen Dachfenstern ist in der Regel nicht genehmigungspflichtig. Grundsätzlich genehmigungspflichtig sind jedoch Änderungen an der Dachhaut, beispielsweise wenn Dachgauben angebaut werden sollen, um die Kopffreiheit zu erhöhen. Es gibt also zahlreiche Vorschriften, die beim Dachstuhl ausbauen beachtet werden müssen. Der erste Weg vor dem Ausbau führt daher immer zum zuständigen Bauamt.
Wärmedämmung beim Dachstuhl ausbauen
Wenn der Spitzboden als Wohnraum genutzt werden soll, ist eine Wärmedämmung unverzichtbar. Durch die stark geneigten Dachflächen und die dunkle Dacheindeckung heizt sich der Spitzboden im Sommer schneller und stärker auf als anderen Räume im Haus. Im Winter gelangt die Wärme aus dem Raum durch ein nicht gedämmtes Dach fast ungehindert nach draußen.
In der Energieeinsparverordnung ist festgelegt, welche Dämmwerte die nachträglich eingebaute Dämmung erreichen muss. Platzsparend, relativ preiswert und für den Spitzbodenausbau empfehlenswert ist die sogenannte Zwischensparrendämmung. Hierbei werden die Dämmmatten zwischen die Dachsparren geklemmt und mit einer Dampfsperre abgedeckt, auf die dann die Trockenbauplatten montiert werden.
Brauche ich eine Trittschalldämmung beim Dachboden ausbauen?
Ob Du beim Dachboden ausbauen eine Trittschalldämmung mit einplanen solltest, ist von der Decke des Spitzbodens abhängig. Bei Holzdecken, die mit Laminat belegt werden, solltest Du unbedingt eine Trittschalldämmung einplanen und einbauen. Ohne Trittschalldämmung wirst Du jeden Schritt im ganzen Haus hören.
Bei Betondecken kann gegebenenfalls auf eine Trittschalldämmung verzichtet werden. Wenn Du im Spitzboden Teppichboden verlegst, benötigst Du im Regelfall ebenfalls keine Trittschalldämmung.
Die Treppe zum Spitzboden – welche eignet sich?
Beim Dachstuhl ausbauen darf natürlich auch eine geeignete Treppe nicht vergessen werden. Für die Treppe zum Spitzboden können Bauherren unter drei verschiedenen Ausführungen wählen. Viele Spitzböden sind bereits über eine einklappbare Dachbodentreppe zugänglich, so ist es bei uns auch. Je nachdem zu welchem Zwecke und wie oft die Spitzboden genutzt wird, reicht diese Treppe vollkommen aus.
Einen etwas bequemer und Zugang zum Spitzboden ermöglichen Raumspartreppen und Spindeltreppen. Diese Treppenausführungen sind empfehlenswert, wenn der Spitzboden regelmäßig genutzt wird. Beide Treppenarten ermöglichen einen einigermaßen bequemen Zugang zum ausgebauten Dachgeschoss, benötigen aber dennoch nur wenig Fläche. Bei Spindeltreppen werden die Treppenstufen von einem Mittelpfosten getragen und winden sich spiralförmig nach oben. Ein Geländer an der Außenseite sorgt für Sicherheit. Spindeltreppen sind mit einem Durchmesser von etwa einem Meter erhältlich.
Ebenfalls platzsparend sind sogenannte Raumspartreppen. Diese Treppen sind schmal und steil. Oft werden sie mit wechselseitig betretbaren Stufen ausgerüstet. Raumspartreppen dürfen nur für den Zugang zu einzelnen Räumen wie beispielsweise den Spitzboden verwendet werden. Für die Verbindung von normalen Wohngeschossen sind sie nicht zulässig.
Dachboden ausbauen Kosten
Wie viel es am Ende kostet, den Spitzboden als Wohnraum auszubauen, ist logischerweise von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Anzahl der Dachfenster, der Bodenbelag, die Ausführung der Treppe, Elektroinstallationen und der Zustand des Daches haben einen Einfluss auf die Gesamtkosten. Die folgenden Positionen sollten bei der Planung für den Dachausbau in Eigenleistung berücksichtigt werden:
- Fenster (3-fach verglast): ca. 350 bis 600 Euro pro Stück je nach Größe
- Wärmedämmung (Zwischensparrendämmung): ca. 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter
- Trockenbau: ca. 8 bis 15 Euro pro Quadratmeter
- Farbe ca. 3 bis 6 Euro pro Quadratmeter
- Laminat: ca. 10 bis 25 Euro pro Quadratmeter
- Teppichboden: ca. 8 bis 20 Euro pro Quadratmeter
- Trittschalldämmung für Laminat: ca. 5 bis 10 Euro pro Quadratmeter
- Treppe: ab ca. 100 Euro
Hinzu kommen beim Dachboden ausbauen die Kosten für Elektroinstallationen, die grundsätzlich nur von einem Fachmann ausgeführt werden sollte. Wenn eine Heizung installiert wird, müssen diese Kosten ebenfalls noch hinzugerechnet werden.
Wer den Dachboden nicht in Eigenleistung ausbauen möchte oder kann, muss mit Gesamtkosten ab ca. 400 bis 500 Euro pro Quadratmeter rechnen. In diesem Fall lohnt es sich auch für den Dachausbau mehrere Vergleichsangebote einzuholen.
Gut zu wissen, dass der Ausbau des Spitzbodens zum Stauraum in der Regel keine Baugenehmigung benötigt. Ich habe auch vor, den Innenraum meines Dachbodens ausbauen zu lassen. Hoffentlich finde ich dafür nächste Woche einen guten Experten für den Innenausbau.