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Erfahrungsbericht: Rigips spachteln, schleifen, grundieren und streichen

Eigentlich wollten wir bei unserem Hausbau die gesamten Malerarbeiten durch eine Firma erledigen lassen. Zum einen, weil es sich bei einem Neubau um eine enorme Fläche handelt, die zu es zu bearbeiten gilt. Und zum anderen, weil wir ganz gerne Profis ranlassen wollten, schließlich ist das ja die “Basis” für alle zukünftigen Malerarbeiten, die über die Jahre im Haus stattfinden werden.

Aber wie das so ist: Wenn eine Geschichte mit “eigentlich” beginnt, ist es wohl anders gekommen 😉 Nachdem wir unerwartete Kosten beim Hausbau und im Erdgeschoss bereits die Arbeiten an der Stahlbetondecke selber vorgenommen hatten, stand im weiteren Verlauf das Obergeschoss auf dem Plan, wo jede Menge Rigipsplatten auf uns gewartet haben.

Ich hatte bis dahin noch nie Rigips gespachtelt, habe aber glücklicherweise einen sehr talentierten Onkel, der uns im ersten Raum angeleitet hat. Und soviel vorab: Es ist gar nicht so schwierig, wie ich als “Bürotyp” gedacht habe, man kommt sehr schnell in die Routine rein. Und dann benötigt man für die Fläche eigentlich nur noch Zeit 🙂

Benötigtes Material zum Bearbeiten der Rigipsplatten

Nachfolgend findest Du eine Übersicht der Materialien, die man benötigt. Die Links führen dich alle zu Amazon. Falls Du also etwas von den Materialien nicht Zuhause hast, findest Du es direkt online.

Gipskarton schleifen

Gipskarton streichen

So und nun lass uns einsteigen in die eigentlichen Arbeiten 🙂

Die Vorbereitungen für eine ebene Flächen

Eine Rigipswand ist nicht eben und glatt, sondern weißt zunächst etliche Lücken auf. Denn die Rigipsplatte verfügt über eine abgerundete Kante, sodass immer eine Spalt zwischen den einzelnen Platten entsteht. Zudem sind da auch noch die Schraublöcher, welche gut zu sehen sind, weil die Schrauben versenkt werden.

Der Gipskarton ist montiert, jetzt beginnt die Arbeit mit Spachteln, Schleifen und Streichen

Dadurch wird die Arbeit auch sehr aufwendig, denn jedes einzelne Loch und alle Übergänge müssen verspachtelt werden.

Erste Überlegung: Brauche ich Rigips Fugenband?

Rigips Fugenband ist grundsätzlich wichtig, damit es nicht zu Rissen in den Verbindungsstellen kommt. Allerdings hängt es stark von der Spachtelmasse und auch von der Bauweise ab, ob ein Fugenband benötigt wird. Bei einer Unterkonstruktion aus Holz, wie beispielsweise bei einem Dachstuhl, brauchst Du ein solches Rigips Fugenband. Denn Holz bewegt sich und somit entstehen Risse im Putz.

Die Unterkonstruktion vom Dachstuhl, bevor die Rigipsplatten verschraubt werden

Da das auch bei uns der Fall ist, habe ich auch Rigips Fugenband verwendet. Dabei setze ich auf das selbstklebende Band, welches vor dem Verspachteln aufgebracht wird. Denn das lässt sich viel einfacher von mir als Laie verarbeiten, wie Du gleich sehen wirst.

Beginnen wir nun also mit der eigentlichen Arbeit.

Vor dem Spachteln: Entstauben und säubern

Je nachdem, wie viel Staub und Rückstände vom Schrauben vorhanden sind, solltest Du die Fugen zunächst sauber machen. Das ist wichtig. Denn möchtest Du Rigips spachteln, kann der Staub unter anderem dazu führen, dass die Spachtelmasse keine feste Verbindung eingeht. Deshalb solltest Du im Zweifel lieber alle Fugen gründlich auspinseln und anschließend nochmals mit dem Staubsauger bearbeiten.

Fugen und Schraublöcher sollten komplett entstaubt werden, bevor mit dem Spachteln begonnen wird

Du kannst dafür einen breiten, feinen und vor allem weichen Pinsel nehmen, um den Staub sowohl aus den Schraublöchern als auch aus den Stoßkanten jeder Rigipsplatte zu fegen.

Die Fugenmasse anrühren und vorbereiten

Du kannst sowohl fertige Fugenmasse kaufen, als auch diese direkt auf der Baustelle anrühren. Ich habe mit für letzteres entschieden, da dies preislich deutlich attraktiver war. Beim Anrühren der Spachtelmasse solltest Du darauf achten, nicht zu viel Masse auf einmal anzurühren, denn nach rund 30 Minuten beginnt die Masse auszuhärten. Ich habe es immer Eimerweise gemacht.

Dabei solltest Du immer zuerst Wasser in den Eimer füllen und dann mit der trockenen Substanz die Oberfläche entsprechend der Mengenangaben bepudern. Lass das Material ein wenig einsumpfen. Nach zwei bis drei Minuten kannst Du dann anfangen zu rühren. So entsteht eine homogene und gut bindende Spachtelmasse.

Gipskarton spachteln – Die Arbeit beginnt

Nutze einen breiten Spachtel oder eine Kelle, um den Rigips zu spachteln. Beim Spachteln ist es wichtig, dass Du die Spachtelmasse vollständig in die Fuge bekommst. Dies gelingt durch ausreichend Druck und sanfte Bewegungen. Streiche dabei die Masse erst in die Fuge hinein und ziehe anschließend nochmals seitlich ab.

Zunächst sollte man die Fugen mit ausreichend Spachtelmasse füllen und dann seitlich abziehen

Denke dran, dass Du nicht zu dick aufträgst, da dies ansonsten beim Schleifen vom Rigips deutliche Mehrarbeit bedeutet und ziemlich anstrengend werden kann (habe ich an der einen oder anderen Stelle selber leidvoll erfahren müssen).

Tipp für das Rigips Verputzen
Achte gut auf Deine Kraft. Denn anfangs drückt man beinahe immer zu fest auf. Das kostet nicht nur Kraft, sondern macht das Ergebnis auch schlechter. Beim Spachteln des Gipskartons solltest Du mit Gefühl arbeiten, die Kraft ist gar nicht notwendig.

Es kostet Zeit eine Rigips-Wand zu verputzen. Denke dran, dass Du nicht nur die Fugen auffüllst, sondern auch die Schraublöcher. Bei diesen solltest du den Spachtel wie ein X zwei mal über das Loch führen. So verhinderst Du unschöne Lücken, welche oftmals erst später sichtbar werden, was dann unnötiges Nacharbeiten bedeutet.

Gipskarton spachteln - Alle Stöße, Übergänge und Schrauben sind verspachtelt

Rigips Verputzen auf Nummer sicher – Wir verwenden ein Fugenband

Das Fugenband sollte so angebracht werden, dass die Fuge genau in der Mitte liegt. Das Band aus grobem Netz lässt sich einfach aufbringen, wir haben es unter anderem an den Übergängen von der Wand zur Dachschräge eingearbeitet. Das Fugenband muss nun gut “gefüllt” werden, damit dahinter kein Hohlraum mehr vorhanden ist.

Das Rigips Fugenband haben wir an Übergängen von der Wand zur Dachschräge eingearbeitet

Übrigens liest man im Internet auch ab und an, dass man das Band nicht an Übergängen von der Wand zur Dachschräge verwenden soll, weil sich der Dachstuhl in den ersten Jahren nach dem Neubau ja noch etwas setzt. Diese Verschiebungen können dann dazu führen, dass sich auch das Fugenband bewegt und Blasen wirft. Bei uns war das in den fünf Jahren, die wir nun im Haus leben, nie ein Thema, ich wollte es aber erwähnt haben. Wenn Du dir unsicher bist, lass es an diesen Übergängen einfach weg.

Ein bisschen Frickelarbeit erwartet dich unter Umständen noch an der Gipskarton-Decke. Mit einer normalen Kelle und auch mit einem kleinen Spachtel kann es passieren, dass Du es nicht nicht hinbekommst, saubere Übergänge zu spachteln. Als Tipp habe ich – leider erst im Nachgang – von einer Inneneckenkelle erfahren. Damit soll man auch die Ecken hinbekommen, an denen man ansonsten gerne mal verzweifelt. Bei uns ist eines dieser Beispiele etwa die Luke zum Dachboden, vor allem rechts ist nicht sonderlich viel Platz für eine große Kelle.

Die Rigips Decke zu spachteln, ist ziemlich aufwendig, dazu kommen für eine Kelle schwer erreichbare Stellen wie etwa dem Aufgang zum Dachboden

Insgesamt muss man sagen, dass das Rigips spachteln zwar durchaus sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, am Ende aber nicht sonderlich kompliziert ist. Man kommt schnell in eine Routine rein und ich bin mit allen Räume zufrieden. Zumindest mit allen Räumen ab dem Zweiten 😉

Dennoch wartete nun noch eine Menge Arbeit, die erledigt werden wollte. Denn vor dem Streichen musste der Rigips noch geschliffen werden.

Rigips schleifen – Die Fleißarbeit

Nachdem Du die Spachtelmasse aufgebracht hast, sind die Wände erst mal sehr uneben, die Übergänge zwischen der Spachtelmasse und der eigentlichen Rigipswand sind jetzt sehr deutlich zu sehen. Würdest Du nun direkt streichen, würde man das immer sehen. Deshalb muss nun die Rigipswand abgeschliffen werden.

Rigips schleifen - Wenn die Vorarbeit beim Verspachteln stimmt, ist das Schleifen nur noch Fleißarbeit

Rigips zu schleifen, ist recht einfach, bei der Fläche aber seeeehr anstrengend. Wir haben einen Wand- und Deckenschleifer verwendet, was bei der Fläche unabdingbar ist. Mit einem Handschleifer würde vermutlich nur das Schleifen vom Gipskarton viele Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen. Verwendet haben wir dennoch beides, mit dem Handschleifer kann man sehr gut an einzelnen Stellen noch mal nachschleifen, falls es notwendig ist. Auch kann es vorkommen, dass Du irgendwo eine Schraube vergessen hast, die man schnell überspachtelt und dann von Hand schleift.

Versuche alle Übergänge glatt zu schleifen. Je gründlicher Du vorher beim Verspachteln warst, umso weniger Arbeit macht das Schleifen vom Rigips. Wichtig ist die Körnung des Schleifpapiers. Ich habe auf Anraten eine Körnung zwischen 100 und 180 genommen, damit die Übergänge wirklich fein werden. Denk außerdem daran, dass Du beim Schleifen am besten einen Mund-Nasenschutz trägst, da das abgetragene Material sehr fein ist.

Gipskarton schleifen - Nach dem Spachteln und vor dem Streichen steht fleißiges Schleifen auf dem Programm

Rigips grundieren – warum eigentlich?

Theoretisch kannst Du jetzt schon die Rigipsplatte einfach streichen. Doch es besteht die Gefahr, dass dich das Ergebnis wenig überzeugen wird. Denn die Spachtelmasse und die Rigipsplatte an sich nehmen unterschiedlich stark Feuchtigkeit auf. Wenn Du nun also einfach los streichen möchtest, wirst Du im schlimmsten Fall die Übergänge weiterhin erkennen können. Daher ist zunächst einmal eine Grundierung nötig.

Die Grundierung kannst Du einfach vollflächig auf die Rigipswand auftragen. Ich habe dafür einen Quast benutzt und nur die Ecken mit einem Pinsel nachgearbeitet. Das Grundieren vom Rigips geht auch bei großen Flächen noch einigermaßen schnell. Allerdings muss die Grundierung nun erst einmal einziehen und trocknen. Zeit, alles für das Streichen vorzubereiten.

Rigips tapezieren – Im Schlafzimmer wollten wir Tapete

Wir haben gestrichen und tapeziert, beginnen wir mit dem Rigips tapezieren.

Auch für das Tapezieren solltest Du eine Grundierung aufbringen. Denn beim Rigips Tapezieren würde ansonsten auch der Tapetenkleister unterschiedlich auf den Untergrund reagieren und eventuell nicht sauber abbinden. Mit einer dicken Tapete kannst Du zudem Unsauberkeiten beim Verputzen der Rigips-Wand etwas verbergen. Das sollte aber kein Standard sein.

Wenn Du die passende Tapete ausgesucht hast, trägst Du den Kleber auf die Tapete auf, positionierst sie richtig und streichst sie glatt. Es macht – bei einer grundierten Rigipswand – keinen Unterschied, ob Du auf Rigips oder auf anderen Untergründen tapezierst.

Die Rigipsplatten im Schlafzimmer sind gespachtelt und geschliffen, als nächstes kommt die Tapete
Das Schlafzimmer ist fertig gestrichen und tapeziert

Je nachdem, in welcher Bauphase Du dich beim Tapezieren befindest, kommt hier aber noch ein Tipp. Wir hatten das Problem, dass sich beim Estrich trocknen das Aufheizprogramm unserer Fußbodenheizung aufgehangen hatte. Nachdem das aufgefallen war, mussten wir die Heizung noch mal ordentlich powern lassen – pünktlich zu unseren Tapezierarbeiten. Und bei gut 40 Grad trocknet so ein Kleister ganz schön schnell 😉

Rigips streichen – ein Ende ist in Sicht

Das wir den restlichen Gipskarton streichen werden, war uns vorher schon klar. Doch worauf muss man beim Rigips streichen achten?

Ähnlich wie vor dem Verputzen solltest Du zunächst einmal den Untergrund wieder von Staub und Dreck befreien (wobei nach dem Grundieren idealerweise natürlich gar kein neuer Staub mehr entstanden ist). Anschließend solltest Du kontrollieren, ob die Grundierung vollständig trocken und ob die Farbe für diese Grundierung geeignet ist. Dann kann es auch schon losgehen.

Im Badezimmer werden imprägnierte Gipskartonplatten verwendet, die ganz normal gespachtelt werden müssen
Die Rigipsplatten im Badezimmer sind gespachtelt, nun muss geschliffen werden

Klebe gegebenenfalls den Boden und die Stoßkanten mit Folie und Malerkrepp ab, bei uns war das aber natürlich nicht notwendig. Ein großer Vorteil, wenn noch kein Fußboden verlegt ist (der hier sichtbare Dreck kommt vom sympathischen Fliesenleger…).

Gipskarton streichen - Noch ist nicht erkennbar, dass das mal eine tolle Wohlfühloase wird

Das Streichen an sich unterscheidet sich dann nicht vom allgemeinen Streichen. Gib für die Rollen ein paar Euro mehr aus, das wird sich auf die Fläche auf jeden Fall bezahlt machen. Wenn Du mit dem Streichen fertig bist, solltest Du die Ecken noch mit Acryl füllen.

Unser Badezimmer ist heute in einer Mischung aus weiß und beige gestrichen, Schweberegale sorgen für gemütliche Atmosphäre

Was mir aufgefallen ist: Wenn man vorher die Wände und Decke im Erdgeschoss gestrichen hat, fühlt es sich so an, dass die Rigips-Wand ziemlich stark saugt. Ein weiteres Argument für eine ausreichende Grundierung, ansonsten würde die Farbe wohl wie ein Schwamm aufgenommen werden.

Denk daran, dass Du Dein Arbeitsmaterial nach dem Streichen zügig reinigst. Denn Rollen und Pinsel werden auch nach dem Neubau mit Sicherheit weiterhin benötigt werden – auch wenn wir erst mal ein paar Monate die Schnauze voll hatten und sie nicht mehr sehen wollten 😉

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Erfahrungsbericht Gipskarton im Neubau - Rigips spachteln, schleifen, grundieren und streichen

Wir – ein junges Paar Anfang 30 aus Hamburg – hatten die Idee von der überteuerten Mietwohnung in Hamburg auf Eigentum umzusteigen. Auf unserem Blog schreiben wir seit dem über unsere Erfahrungen mit dem Hausbau und dem Leben im Einfamilienhaus mit Garten. Christian ist dabei eher für organisatorische Dinge und das "Grobe" verantwortlich, sowohl im Haus, als auch im Garten. Lene kümmert sich dabei um die Innenausstattung, Deko, Pflanzen und alles, was wir zum Wohlfühlen so brauchen :-)

  1. Hallo ihr beiden.

    Mit Interesse habe ich den Beitrag über die Rigipsarbeiten gelesen.
    Das gleiche steht mit gerade im kleinen Maße an.
    Die Decke ist schon fertig auf Holzlattung verschraubt. Jetzt geht’s ans Spachteln. Meine große Sorge ist jetzt allerdings, dass ich das Gewebeband beim Schleifen entweder zerfetze oder aber man das Gewebeband nachher nach dem Streichen noch sieht. Wie ist da eure Erfahrung?

    Gruß Marco

    • Christian

      Moin Marco,

      die Erfahrungen haben wir nicht gemacht. Was ich als „Bürotyp“ schnell festgestellt hab: Man muss es halt ordentlich und gründlich machen. Im ersten Raum war ich zu schluderig, da hat man was gesehen. Wenn man aber richtig ordentlich spachtelt, es glatt streicht und richtig schleift, sieht man gar nichts.

      Also nur Mut, das ist alles deutlich einfacher, als man vor dem ersten Mal denkt 🙂

      Viel Erfolg!

      Gruß
      Christian

  2. Hallo ihr Zwei. Danke für den tollen Bericht! Wir müssen demnächst auch spachteln und schleifen.

    Wie viel qm hat euer Haus? Und wie lange habt ihr insgesamt für das Spachteln und Schleifen gebraucht?

    • Hallo Viktoria,

      unser Haus hat insgesamt 140 qm. Die genaue Dauer weiß ich gerade nicht mehr, da wir häufig auch nach der Arbeit ein paar Stunden was gemacht haben. Aber so 10 Tage waren wir bestimmt beschäftigt.

      Gruß
      Christian

  3. Hallo Christian,
    Muss man bei den Spachtelarbeiten nach jeder Lage Spachtelmasse schleifen?
    Wir sind bei Lage 2 und uns nicht mehr sicher, ob das so alles richtig ist.
    Wir haben das Netzband zu spät eingearbeitet und hoffen jetzt, dass das nicht blöd endet. Die Schrägen und die Decken wollten wir nämlich nicht tapezieren

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