Wer auch künftig die Möglichkeit haben möchte, Kabel zu verlegen oder zu ersetzen, sollte beim Hausbau mindestens ein Leerrohr verlegen (lassen). Damit lassen sich der Installationsaufwand und Instandhaltungsmaßnahmen später gering halten.
Wozu werden Leerrohre verlegt?
Leerrohre werden für unterschiedliche Verwendungszwecke verlegt. Diese sind zum Beispiel:
- Für Elektroinstallationen
- Für Steuerleitungen
- Für Netzwerkkabel
- Für Telefonkabel
Selbst bei Heizungs- oder Sanitärinstallationen wird teilweise ein Leerrohr verlegt. Hier dient es als Schutz der Rohrleitung vor Korrosion.
Welche Leerrohre gibt es?
Leerrohre werden unter Putz, im Boden oder in den Wänden verlegt. Sie bestehen in der Regel aus Kunststoff (PVC). Es gibt aber auch welche aus Metall. Diese eignen sich vor allem bei hohen Brandschutzanforderungen.
Die Rohre gibt es sowohl in flexibler als auch starrer Ausführung. Die gängigen Durchmesser sind dabei 13, 16, 20, 25 und 32 Millimeter.
Was bedeuten die Ziffern auf den Leerrohren?
Zudem finden sich auf allen Leerrohren Ziffern. Mit ihnen werden die unterschiedlichen Eigenschaften der Rohre beschrieben.
So informiert die Ziffernkombination über:
- Die Druck- und Schlagfestigkeit
- Die minimale und maximale Gebrauchstemperatur
- Das Biegeverhalten
Dabei steht die erste Ziffer auf dem Rohr für die Druckfestigkeit. Sie geht von 1 bis 5, wobei 1 für wenig und 5 für eine hohe Druckfestigkeit steht. Zusammengefasst besagt die Druckfestigkeit:
- 1 sehr leicht (125 N)
- 2 leicht (320 N)
- 3 mittel (750 N)
- 4 schwer (1250 N)
- 5 sehr schwer (4000 N)
Die zweite Zahl verrät etwas über die Schlagfestigkeit. Auch hier bedeutet 1 eine sehr geringe und 5 eine sehr hohe Schlagfestigkeit.
- 1 sehr leicht (0,5 J)
- 2 leicht (1 J)
- 3 mittel (2 J)
- 4 schwer (6 J)
- 5 sehr schwer (20,4 J)
An dritter Stelle steht die minimale Gebrauchstemperatur. Diese gliedert sich wie folgt:
- 1: +5 °C
- 2: -5 °C
- 3: -15 °C
- 4: -25 °C
- 5: -45 °C
An der vierten Position steht die Ziffer für die maximale Gebrauchstemperatur. Die Gliederung sieht folgendermaßen aus:
- 1: +60 °C
- 2: +90 °C
- 3: +105 °C
- 4: +120 °C
- 5: +150 °C
Mit der letzten Stelle wird die Biegsamkeit beschrieben. Diese gliedert sich wie folgt:
- 1 bedeutet starr
- 2 biegsam
- 3 biegsam und sich selbst zurückbildend
- 4 flexibel
Demnach handelt es sich bei einem Leerrohr mit dem Code „23322“ um ein Rohrsystem für einen leichten Druck (2), mit einer mittleren Schlagfestigkeit (3) und einer minimalen Gebrauchstemperatur von -15 °C (3), einer maximalen Gebrauchstemperatur von + 90 °C (2) und einer biegsamen Beschaffenheit (2). Ein derartiges Leerrohr kann beispielsweise in abgehängten Decken verlegt werden.
Grundsätzlich muss beim Verlegen eines Leerrohrs immer der Einsatzbereich berücksichtigt werden. Denn unter Beton muss beispielsweise ein anderes Rohr verlegt werden als in einer Hohlwand.
Welches Leerrohr ist das Richtige?
In der Praxis werden Leerrohre hauptsächlich in folgenden Fällen verlegt:
- In Beton, Estrich und Fußboden
- In Zwischendecken, Unterputz- und Hohlwänden
- Für Aufputzinstallationen
Dabei sind die gängigsten Artikel für die jeweiligen Installationsformen folgende:
Installationsform | Produkt | Klassifizierungscode |
---|---|---|
Beton | FFKuS-EM-F | 33412 |
Unterputz und Hohlwände | FBY-EL-F | 22322 |
Estrich | FFKuS-EM-F | 33412 |
Aufputz / bauliche Hohlräume | FPKu-EM-F | 33411 |
Aufputzinstallation UV | FPKu-ES-F-UV | 43411 |
Leerrohre verlegen: Anleitung
Während der Zweck, warum ein Leerrohr verlegt wird, immer der gleiche ist, fordert die Verlegung selbst, je nach Wandbauweise, eine unterschiedliche Herangehensweise.
- Leerrohr in eine gemauerte Wand verlegen: Für das Verlegen des Leerrohres in eine gemauerte Wand müssen vorgefräste Öffnungen hergestellt werden. Gerade bei der Altbausanierung ist dies unabdingbar. Dafür wird eine spezielle Schlitzfräse benötigt, mit der senkrechte Schlitze ins Mauerwerk gefräst werden. Wichtig: Der Verlauf der Öffnung muss später nachvollziehbar sein, wenn das Leerrohr verlegt wird.
- Leerrohre in Betonwände verlegen: Auch bei Betonwänden wird eine Schlitzfräse benötigt. Bei modernen Betonplattenbauten wird das Rohr bei der Fertigstellung in die Decken und Böden eingelassen.
- Leerrohre in Leichtbauwände verlegen: Bei Gipskartonwänden werden die Leerrohre mit Kabelbindern direkt an den Ständern befestigt. Dafür haben die Wände extra vorgesehene Ausstanzungen.
Was ist beim Verlegen von Leerrohren zu beachten?
Genügend Leerrohre beim Hausbau einplanen
Damit in der Zukunft genügend Möglichkeiten zum nachträglichen Ziehen von Kabeln gegeben ist, sollten bei Neubauten genügend Leerrohre eingeplant werden. Neben Wänden sollten diese auch in den Decken, Fußböden und dem Außenbereich liegen.
Durch diese Leerrohre können nachträglich Kabel für Rauchmelder, Bodenleuchten oder Bewegungsmelder verlegt werden.
Leerrohre nach bestimmtem System verlegen
Für Leerrohre gelten dieselben Richtlinien wie für die Anordnung und Verlegung von Stromleitungen. Generell dürfen Stromkabel nur waagerecht und senkrecht verlaufen.
In diesem Zusammenhang müssen auch die Installationszonen beachtet werden: So werden Kabel von Steck- oder Verteilerdosen senkrecht nach oben oder nach unten geführt und anschließend 30 cm über dem Boden oder unterhalb der Decke waagrecht zur Seite geführt.
Scharfe Knicke vermeiden
Grundsätzlich müssen scharfe Knicke beim Verlegen der Leerrohre vermieden werden. Außerdem gilt: Je größer der Bogen, desto leichter kann später das Kabel durch das verlegte Rohr gezogen werden.
Strom- und Netzwerkkabel getrennt verlegen
Strom- und Netzwerkkabel dürfen niemals zusammen in einem Leerrohr verlegt werden. Denn die Stromspannung kann die Datenübertragung stören. Daher müssen zwei verschiedene Leerrohre verlegt werden.
Ist das nicht passiert, können die Kabel mit Trennstegen entsprechend separiert werden. Wichtig hierbei ist, dass der Abstand zwischen den Kabeln mindestens 50 Millimeter beträgt.
Dehnungsfugen meiden
In Dehnungsfugen dürfen keine Leerrohre verlegt werden. Diese dienen dem Ausgleich zwischen zwei Bauteilen, wie der Decke und der Wand. Es könnte passieren, dass die Rohre durch die natürliche Materialbewegung gequetscht werden.
Die richtige Schlitzgröße
Mauerschlitze beeinträchtigen die Stabilität der Wände. Vor allem dann, wenn der Schlitz zu tief geschlagen wurde.
Deswegen gelten gerade bei tragenden Wänden folgende Vorgaben:
Horizontale Schlitze in tragenden Wänden | ||
Wandstärke | maximale Tiefe bei einer Schlitzlänge unter 1250 mm | bei einer Schlitzlänge über 1250 mm |
---|---|---|
unter 175 mm | keine horizontalen Schlitze zulässig | |
unter 240 mm | 25 mm | nicht zulässig |
unter 300 mm | 25 mm | 15 mm |
über 300 mm | 30 mm | 20 mm |
Vertikale Schlitze in tragenden Wänden | ||
Wandstärke | maximale Tiefe | Maximale Breite |
---|---|---|
unter 115 mm | keine Schlitze zulässig | |
unter 150 mm | 10 mm | 100 mm |
unter 175 mm | 20 mm | 100 mm |
unter 200 mm | 30 mm | 100 mm |
unter 240 mm | 30 mm | 125 mm |
unter 300 mm | 30 mm | 150 mm |
über 300 mm | 30 mm | 200 mm |
Woran sollte man beim Leerrohre verlegen denken?
Um Leerrohre sinnvoll zu verlegen, hilft es, zusammen mit einem Elektriker folgende Checkliste abzuarbeiten:
- Wo sollen später Schalter und Steckdosen installiert werden?
- Wo sollen Einbauleuchten und Deckenlampen montiert werden?
- Sind weitere fest montierte Beleuchtungselemente geplant?
- Wo werden Netzwerk- und Telefondosen, Antennensteckdosen und Lautsprecherdosen benötigt?
- Welche Anschlüsse sind für Herd, Kühlschrank, Beleuchtung etc. in der Küche vorgesehen?
- Wo werden Waschmaschine und Trockner angeschlossen?
- Ist eine Gefriertruhe geplant?
- Welche Heizungsanlage wird verbaut und wie viele Anschlüsse werden dafür benötigt?
- Wird eine Fußbodenheizung verlegt und werden dafür in den Zimmern Thermostate eingebaut?
- Müssen im Keller oder der Garage Starkstromsteckdosen installiert werden?
- Welche Anschlüsse sind im Außenbereich für Beleuchtung oder Sprechanlage, vorgesehen?
Dabei müssen alle Fragen nicht nur in Bezug auf bereits geplante Komponenten, sondern auch auf mögliche zukünftige Installationen hin beantwortet werden. So werden genügend Rohre für spätere Nachrüstungen verlegt.
Kabel durch ein verlegtes Leerrohr ziehen
Um ein Kabel durch ein Leerrohr zu ziehen, hilft folgender Trick:
- Am Ausgang wird ein Staubsaugerrohr in das Leerrohr gesteckt.
- Am Eingang des Leerrohrs wird nun ein stabiler und reißfester Faden (Paketschnur) eingeführt, der mit einem Ping-Pong-Ball oder Wattebausch verknotet ist. Der Faden muss etwas länger sein, als das gesamte Leerrohr.
- Das andere Ende der Schnur wird zusätzlich mit dem Kabel verknotet, das durch das Leerrohr gezogen werden soll.
- Nun wird der Staubsauger eingeschaltet. Dabei wird das Fadenende mit dem Wattebausch oder Ping-Pong-Ball durch das Leerrohr zum Ausgang gesaugt. Dort angekommen, kann das Stromkabel an dem Bindfaden durch das Rohr gezogen werden.
Und zu guter Letzt: Kann ein Leerrohr auch nachträglich verlegt werden?
Vor allem bei Altbauten sind meist zu wenig Leerrohre in den Wänden verlegt. Gerade bei Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten lohnt es sich, diese nachträglich zu verlegen. Natürlich fallen hier Unmengen an Staub und Schmutz an.
Außerdem sollte hierzu der Elektriker zu Rat gezogen werden. Besonders dann, wenn es keinen Leitungsplan über die verlegten Stromkabel in den Wänden gibt. Ehe man sich versieht, wird ein existierendes Kabel durchtrennt. Oder noch schlimmer: eine Heizungsleitung oder Wasserleitung angeschlitzt. Denn auch beim nachträglichen Verlegen eines Leerrohres müssen Schlitze geschlagen werden – sollen die Kabel anschließend Unterputz verschwinden. Aus diesem Grund sollte die Arbeit entweder gleich in die Hände eines Fachmanns gelegt werden. Oder nur in Eigenregie durchgeführt werden, wenn der genaue Verlauf sämtlicher Kabel und Leitungen bekannt ist.
Nicht vergessen werden dürfen beim nachträglichen Verlegen von Leerrohren die anfallenden Verputz-, Maler- oder Tapezierarbeiten. Doch alles in allem lohnt sich der Aufwand. Denn wer hat schon gerne Kabel sichtbar über seine Wände verlaufen?