Das Friesenhaus ist sehr beliebt. Doch was ist der Grund dafür? Sind es die Heimeligkeit, Behaglichkeit oder das maritime Flair des Nordens, das viele damit verbinden und einem das Gefühl verleihen, ganzjährig einen traumhaften Urlaub an der Nordsee zu verbringen? Wahrscheinlich ist es das Gesamtpaket, das diesem Haustyp einen besonderen Zauber verleiht.
Was sind markante Eigenschaften des Friesenhauses, das auch Kapitänshaus genannt wird? Welche Vorteile hat es? Gibt es auch Nachteile beim Friesenhaus? Welche Bau- und Dachformen sind möglich? Mit welchen Kosten und Preisen musst Du rechnen, wenn Du ein Friesenhaus bauen möchtest? Der folgende große Ratgeber beleuchtet dieses Thema umfassend.
Typische Eigenschaften vom Friesenhaus
Das uthlandfriesische Haus, das vom hohen Norden herkommt, strahlt viel maritimes Flair aus. Da Friesenhäuser vor allem in Küstengebieten verbreitet sind, wirst Du dich hier wie am Meer fühlen. Du kannst das Haus aber natürlich überall bauen, in jeder Region, auch im Inneren des Landes sieht es ganz toll aus.
Das charakteristische Merkmal sind beim Friesenhaus die roten Klinker, die das Mauerwerk schmücken. Es verfügt klasischerweise über ein Reetdach, das mit seinem getrockneten Schilfrohr eine sehr gute Isolierung bietet. Heute verwendet man allerdings häufig andere Dächer, dazu gleich mehr. Der Friesengiebel über dem Eingangsbereich ist sehr hoch und spitz zulaufend. Bei der Wahl bleibt es Dir überlassen, ob Du ihn als Giebel am Eingang verwendest oder zum Garten ausrichtest. Ein Hingucker ist er auf jeden Fall.
Der vorgezogene dritte, bis nahezu unter den First reichende Giebel ist ein architektonisches Stilmittel beim Friesenhaus. Früher diente er dazu, den Eingang bei einem Brand des leicht entflammbaren Reetdaches vor den brennenden Teilen zu schützen und ihn somit als Fluchtweg nutzen zu können. Der Giebel erweckt den Eindruck eines Turmes. Der Unterschied liegt in der Neigung:
- Der Neigungswinkel beim Kapitänsgiebel beträgt 45 Grad
- Der Neigungswinkel beim Friesengiebel ist mit 65 Grad viel steiler
Zahlreiche Hausbauer entscheiden sich zudem für blaue oder weiße Türen und Rahmen für die beim Friesenhaus meist klein gehaltenen Fenster, um das maritime Flair zu unterstreichen. Der Kreativität sind bei der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt, die traditionelle Bauweise und der moderne Stil lassen sich auch gut kombinieren. Das Mauerwerk sollte angenehm warme Farben aufweisen, damit nichts vom Charme des Hauses verloren geht, dies müssen allerdings nicht unbedingt die typischen roten Klinkersteine sein.
Die Form des Hauses stammt aus dem heutigen Nordfriesland, wodurch sich der Name vom Friesenhaus verbreitet hat. Es ist nordisch herb und vermittelt eine gemütliche Atmosphäre. Im Innenbereich kann man zum Stützen sehr gut Holzgerüste verwenden, was an die Optik von Fachwerkhäusern erinnert.
Die Diele im Eingangsbereich ist großflächig und freundlich, auch der Wohnbereich ist oftmals offen und weitläufig gestaltet. Das Friesenhaus verfügt meist über zwei Stockwerke, auch ein Keller lässt sich auf Wunsch natürlich integrieren. Im Inneren sind maritime Farben, traditionelle Holzfußböden und Natursteinfliesen die erste Wahl.
Vor- und Nachteile vom Friesenhaus
Ein Friesenhaus hat jede Menge Vorteile, allerdings natürlich auch ein paar Nachteile. Auf beides gehen wir nachfolgend ein.
Vorteile des Friesenhaus
Beim Friesen- oder Kapitänshaus bleibt der Alltagsstress draußen, bereits der erste Eindruck des Hauses vermittelt eine gemütliche und behagliche Stimmung. Genau diese setzen viele Hausbauer auch in der Gestaltung der Räumlichkeiten fort. Es entsteht ein Wohnbereich, der zum Entspannen einlädt. Dazu tragen auch die verwendeten Farben bei, denn sie bringen, passend eingesetzt, im Handumdrehen Urlaubsstimmung in das eigene Zuhause.
Das Friesenhaus hat aufgrund des dritten Giebels Vorteile, denn er sorgt im Obergeschoss für mehr Raum und Licht. So ist es zum Beispiel möglich, Kosten zu sparen und beim Bau auf einen Keller zu verzichten und stattdessen den Bereich unter dem Dach auszugestalten. Damit steigt der Wohnkomfort an, denn der spitze Boden lässt sich zum Wohnraum ausbauen. Die Form hilft außerdem dabei, Schäden durch Feuchtigkeit vorzubeugen, denn Regen und Schnee belasten das Dach nicht.
Nachteile des Friesenhaus
Der größte Nachteil des Hauses ist das klassische Reetdach, das im Vergleich über eine kurze Lebensdauer verfügt und im Sommer durch eine starke Austrocknung durch die Sonne sehr anfällig für einen Brand ist. Auch Silvester stellt eine Gefahr dar. Auf einigen nordfriesischen Inseln ist es daher zum Beispiel verboten, Feuerwerkskörper komplett abzubrennen. Zudem sind die Friesengiebel teurer als einfache Giebel.
Mögliche Bauformen beim Friesen- und Kapitänshaus
Ein Friesenhaus wird meist in der Massiv-, als auch Fertigbauweise errichten. Jede Bauweise bietet eigene Vorzüge.
Friesen- und Kapitänshaus als Massivhaus
Massivhäuser sind meistens stabiler, die Kosten sind aber oftmals höher und die Bauzeit ist länger, allein aufgrund der Trocknungszeiten für den Estrich und den Putz. Auch ungünstige Witterungsbedingungen können das Bauvorhaben verzögern.
Das Massivhaus punktet mit einer hervorragenden Wärmedämmung, einem angenehmen Raumklima und hohen Brand- und Schallschutz. Dank der Stein-auf-Stein-Bauweise vor Ort wird die Wärme optimal gespeichert, gelangt aber im heißen Sommer nicht so schnell in die Innenräume des Hauses.
Als Baumaterialien werden massive Stoffe verwendet, zum Beispiel Stein und Beton. Das besonders langlebige und wertstabile Friesenhaus ist eine sehr gute Investition in die Zukunft. Die Nutzungsdauer kann bis zu 100 Jahre betragen. Auch der Wiederverkaufswert ist entsprechend höher.
Kapitäns- und Friesenhaus als Fertighaus
Beim Fertighaus hingegen, das aus im Werk vorgefertigten Elementen, beispielsweise für die Wände und Decken, aus dem Baustoff Holz besteht, sparst Du Zeit und Kosten. Die Bauteile werden zur Baustelle geliefert, sodass der eigentliche Aufbau des Hauses in wenigen Tagen abgeschlossen ist. Die gesamte Organisation erfolgt durch einen Anbieter, was den Aufwand erheblich vereinfacht. Du musst beim Fertighaus jedoch Abstriche in der Lebensdauer machen und einen schlechteren Schallschutz in Kauf nehmen, der beim Massivhaus durch die Stärke der Außenwände sehr hoch ist. Den Grundriss, die Fassade und den Rest des Hauses kannst Du ebenfalls individuell gestalten. Auch eine Klinkerfassade ist möglich. Die Nutzungsdauer ist bei Fertighäusern meistens auf 60 Jahre begrenzt und somit kürzer als beim Massivhaus.
Wäge ab, welche Bauweise für Dich richtig ist. Zu guter Letzt sind die Konstruktionen in modernen Fertigbauweisen aus Holz mittlerweile ebenso sehr gut ausgereift. Die meisten Friesenhäuser werden wegen der Größe und ausgefalleneren Architektur jedoch als Massivhaus gebaut.
Mögliche Dachformen beim Friesen- und Kapitänshaus
Bei der Auswahl der Dachform für ein Friesenhaus stehen mehrere zur Auswahl. Meistens kommen eine der nachfolgenden drei Dachtypen zum Einsatz.
Satteldach
Der Klassiker ist das weit verbreitete Satteldach. Mit zusätzlichem Giebel, einer sehr steilen Bauweise und großen Dachneigung entsteht der typische Charakter eines modernen Friesenhauses.
Walmdach
Ebenso beliebt ist das robuste Walm- oder Krüppelwalmdach, das einen optimalen Kontrast zum nach oben hin spitz zulaufenden Friesengiebel bildet. Typisch sind die geneigten Giebelflächen. Die Dachform bietet im Inneren mehr Platz.
Reetdach
Möchtest Du es völlig traditionell halten, bildet das Reetdach das i-Tüpfelchen des Friesenhauses. Hier wird das Dach mit Schilf eingedeckt, die Lebensdauer beträgt 25 bis 40 Jahre. Bei den Neubauten im Friesenstil kommt jedoch meist kein Reet mehr zum Einsatz, da ein Import des Rohstoffes aus dem Ausland nötig ist, was die Kosten in die Höhe treibt.
Daneben ist das Reetdach im Vergleich zu herkömmlichen Dächern nicht so beständig. Im heißen Sommer kann es Feuer fangen und zur Bildung bestimmter Schimmelpilze kommen.
Entscheidest Du Dich dennoch für das Reetdach, musst Du die vor Ort vorgegebenen Bauvorschriften beachten. Bei weichen Dächern ist es vorgeschrieben, einen bestimmten Mindestabstand zwischen den Gebäuden einzuhalten, außerdem ist diese Dacheindeckung nicht überall erlaubt. Reetdächer bieten eine gute Wärmedämmung, sodass die Häuser auch als Energiesparhaus gebaut werden können. In diesem Fall gibt es eine staatliche Förderung.
Friesenhaus Grundrisse
Nachfolgend findest Du ein paar Beispiele von Grundrissen für ein Kapitänshaus, welche dir ein bisschen Inspiration für deinen Hausbau geben sollen. Ich würde dir empfehlen, dir aus all den Inspirationen, die Du hier und woanders aufgreifst, die besten Dinge rauszupicken und dann eigene Grundrisse zu erstellen.
Und noch ein Tipp: Wenn du gerade auf der Suche nach Inspiration bist, lasse dir doch einfach kostenfrei Hausbau-Kataloge nach Hause schicken! Wenn du über das nachfolgende Formular ein paar Fragen beantwortest, werden dir passende Kataloge vorgeschlagen.
Kapitänshaus Grundriss – Beispiel 1
Der erste Grundriss ist sehr klassisch und verfügt über eine Grundfläche von etwa 128 qm².
Kapitänshaus Grundriss – Beispiel 2
Der zweite Grundriss ist mit etwa 138 qm² etwas größer, unterscheidet sich in der Aufteilung allerdings nicht.
Kapitänshaus Grundriss – Beispiel 3
Der dritte Grundriss verfügt ebenfalls über etwa 138 qm², die Aufteilung ist allerdings etwas anders. Im Erdgeschoss ist die Aufteilung des Wohn- und Essbereiches anders und im Obergeschoss hat das Elternschlafzimmer einen Ankleideraum bekommen. Dafür wurden die restlichen Zimmer allerdings etwas kleiner, was aber sicherlich zu verschmerzen ist 🙂
Friesenhaus Kosten – So teuer ist ein Kapitänshaus
Bezüglich der Kosten ist es schwer, genaue Preise anzugeben. Hierbei spielen diverse Faktoren eine Rolle. Zunächst einmal gilt es, zu entscheiden, ob das Haus als Fertig- oder Massivhaus gebaut werden soll. Die traditionellen Kapitänshäuser sind aus Ziegelsteinen gefertigt, sodass ein Massivhaus durchaus authentischer ist. Die Größe bestimmt natürlich ebenso den Preis, auch die Entscheidung für ein Reetdach lässt ihn ansteigen.
Daneben ist ein Keller teurer als eine einfache Bodenplatte. Eine Luft-Wärmepumpe kann statt einer reinen Wärmepumpe in Bezug auf die Heizform bei den Betriebskosten für erhebliches Einsparpotenzial sorgen. Letzten Endes sind also sehr große Preisspannungen möglich.
Ein Friesenhaus in Massivhaus-Bauweise mit 170 Quadratmetern und einem Krüppelwalmdach könnte rund 230.000 Euro kosten. Beim Fertighaus sinken die Preise durch die große Menge an industriell vorgefertigten Bauteilen und die geringen Lohnkosten, die der rasche Aufbau mit sich bringt. Doch auch hier spielen wieder viele Faktoren wie Sonderwünsche und Ausstattungsmerkmale eine Rolle.
Zusammenfassung zum Friesen- und Kapitänshaus
Die Klinkerfassade, der typische dritte, spitz zulaufende Giebel über dem Eingangsbereich – der heute eher ein architektonisches Stilmittel ist – und das Reetdach sind charakteristisch für das moderne Friesen- oder Kapitänshaus. Viele kennen es wahrscheinlich von ihrem Urlaub an der Nordsee. Dieses Flair wird mit dem Friesenhaus – wenn auch häufig mit einem anderen Dach – in die eigene Heimat geholt. Es vermittelt durch die besondere Bauweise Gemütlichkeit und Geborgenheit. Der Friesengiebel sorgt für zusätzlichen Raum- und Lichtgewinn.
Die Bauzeit hängt davon ab, ob Du massiv baust oder ein Fertighaus bevorzugst. Letzteres ist aufgrund der vorgefertigten Bauteile schneller errichtet und etwas günstiger als ein Massivhaus. Egal, worauf die Wahl fällt, es ist trotz der typischen Merkmale eines Friesenhauses je nach Wohnregion möglich, beim Bau individuelle Anpassungen vorzunehmen. Immer mehr Friesenhäuser werden moderner gestaltet. Vor allem beim Dach bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten. Die konkreten Kosten lassen sich nicht beziffern, da zu viele Faktoren wie die Größe, der Standort, eine Unterkellerung, die gewählte Heizart und Ausstattung entscheidend sind.