Nach fast sieben Jahren im Haus war es so weit und wir entschließen uns, unsere (zum Glück einzige) Bausünde zu beheben und im Obergeschoss Dachfenster nachzurüsten. Dass wir damals keine Dachfenster einbauen ließen, ist für uns heute unerklärlich. Wir schieben es heute auf unsere damalige Unerfahrenheit 🙂 Mit den zusätzlichen Fenstern sollte nicht nur mehr Licht in die doch recht dunklen Kinderzimmer gelangen. Auch erhofften wir uns dadurch einen besseren Durchzug und etwas mehr Abkühlung während der heißen Sommertage.
Kaum stand der Entschluss fest, kamen aber schon die ersten Fragen auf: Müssen nachträglich eingebaute Dachfenster genehmigt werden? Welche Dachfenstergrößen gibt es und ist es günstiger, diese selbst einzubauen oder einbauen zu lassen?
Mittlerweile, nach dem Einbau unserer vier neuen Velux Dachfenster sind wir schlauer. Unsere Erfahrungen und unser Wissen möchten wir mit dir teilen.
Nachträglich Dachfenster einbauen – Ist eine Baugenehmigung erforderlich?
Soll ein Dachfenster nachträglich eingebaut werden, so ist keine Baugenehmigung erforderlich – zumindest in den meisten Bundesländern. Das gilt auch für den Wechsel eines bestehenden Dachfensters. Aber Vorsicht, hier gibt es kleine Unterschiede. Wir hatten das Glück, dass die Fenster in schon bestehenden Wohnräume eingebaut werden sollten. In diesem Fall entfällt die Genehmigung.
Anders wäre es gewesen, hätten wir unseren Dachboden ausgebaut und dort Dachfenster verbaut. Durch den Ausbau des bisher unbewohnten Dachbodens wäre dies einer Nutzungsänderung gleichgekommen. Hier wäre eine Genehmigung nötig gewesen – und zwar eine Dachausbau-Genehmigung.
Genehmigungspflichtig sind generell immer alle Baumaßnahmen, die einen Eingriff in die Statik nach sich ziehen oder die Dachfläche grundlegend verändern. Dazu gehören:
- Das Anbringen von Dachgauben
- Der Bau von Dachaufbauten
- Die Errichtung von Dachbalkonen oder -terrassen.
Aber auch die Wohnsituation gibt vor, ob eine Baugenehmigung für den nachträglichen Einbau der Dachfenster nötig ist. So müssen in Reihen- oder Doppelhäusern die Mindestabstände zu den Nachbarn eingehalten werden. Das sind in der Regel 1,25 Meter zur Grenze. Zudem ist hier, je nach Bundesland, die Genehmigung des Nachbarn erforderlich. Weitere Einschränkungen ergeben sich möglicherweise durch den Bebauungsplan für das Wohngebiet. Darin können die
- Fensterfläche,
- Fenstergröße und
- Fenstermenge vorgeschrieben sein.
Außerdem sollte man sich mit der Landesbauordnung auseinandersetzen. Darin ist die sogenannte Mindestlichtfläche festgelegt, welche je nach Bundesland unterschiedlich ist. In der Regel ist das aber ein Achtel bis zu einem Zehntel der Dachgeschoss-Grundfläche. Dementsprechend groß müssen die Dachflächenfenster dann sein. Im länderspezifischen Brandschutz wird der korrekte Mindestabstand zu den Nachbarhäusern geregelt.
Und zu guter Letzt sollte auch die Statik des Hauses nicht vernachlässigt werden. Hier kann ein Statiker feststellen, ob die Aus- oder Umbaumaßnahmen die Statik des Hauses beeinträchtigen oder gefährden.
Welche Dachfensterarten gibt es?
Nachdem der Punkt bezüglich der Baugenehmigung geklärt war, ging es an die Wahl des Dachfenstertyps. Da wir mit dem Einbau der Fenster nicht nur Licht, sondern auch mehr Luft in unsere Zimmer im Obergeschoss bringen wollten, war uns ein guter Wärmeschutz sehr wichtig. Gerade dreifachverglaste Fenster bieten eine gute Wärmedämmung.
Auch mussten wir uns zwischen einem Dachfenster mit oder ohne Rollladen beziehungsweise einem integrierten Insektengitter entscheiden. Wir haben in der Vergangenheit bereits alle anderen Fenster mit Insektenschutz versorgt. Darüber hinaus haben wir im Obergeschoss im letzten Jahr bereits Rolladen nachgerüstet, was schon eine Menge gegen die Hitze gebracht hat. Die Wahl fiel deshalb natürlich auch hier auf Dachfenster mit Rollladen und Insektenschutz.
Ein weiteres Kriterium ist der Öffnungsmechanismus und das Material.
Öffnungsmechanismus und Material
Die größte Unterscheidung ist der Öffnungsmechanismus, gefolgt vom Rahmenmaterial, welches Holz, Aluminium oder Kunststoff sein kann.
Der Klassiker ist das Schwingfenster. Es kann sowohl stehend als auch liegend verbaut werden. Es ist vergleichsweise platzsparend, robust und wartungsarm. Schwingfenster werden über eine Drehachse in der Mitte des Fensterrahmens geöffnet. Dabei ragt die eine Fensterhälfte ins Zimmerinnere, die andere zeigt nach außen.
Günstige Schwingfenster sind bereits ab 250 Euro erhältlich.
Klappfenster
Klappfenster haben eine oben angebrachte Drehachse. Damit wird die ganze Fensterfläche nach außen geöffnet. Preislich beginnen Klappfenster bei rund 400 Euro. Damit sind sie teurer als die Schwingfenster. Der Preisunterschied liegt einzig am Öffnungsmechanismus. Jedoch haben Klappfenster einen entscheidenden Vorteil: Während man unter Schwingfenstern nicht hindurchlaufen kann oder keinen Schreibtisch darunter stellen kann, ist das bei Klappfenstern problemlos möglich.
Es gibt auch kombinierte Klapp-Schwingfenster, die sich auf beide Arten öffnen lassen.
Flachdach-Fenster
Eine weitere Bauart sind Flachdachfenster, wie sie auf Dächern von Bungalows zu finden sind. Der Preis für Flachdachfenster ist etwas niedriger als bei Klappfenstern und beginnt bei rund 300 Euro.
Nachträglich Dachfenster einbauen – Welche Kosten können entstehen?
Prinzipiell gibt es keine Pauschalantwort auf die Frage, was es kostet, wenn man die Dachfenster einbauen lässt. Denn jede Firma setzt andere Stundensätze an. Jedoch entfallen die meisten Kosten auf das Fenster selbst. Weitere Kosten entstehen durch die Öffnung des Dachs neben den Dachsparren sowie die anschließende Abdichtung und Verkleidung.
Nachträglich eingebaute Dachfenster werden meist mit einem Eindeckrahmen abgedichtet. Die Kosten dafür liegen, je nach Fenstermodell und -größe bei 80 bis 250 Euro. Der nachträgliche Einbau eines Dachfensters beginnt meist bei 700 bis 800 Euro, mit Luft nach oben. Denn dann ist das Dachfenster meist recht klein und hat noch keine Verkleidung oder extras wie eben die Rolladen oder den Insektenschutz.
Für den Einbau in gedämmte Ziegeldächer können bei kleineren Fenstern 400 bis 600 EUR an Kosten entstehen. Bein Einbau in ein Schiefdach liegen die Kosten rund 200 bis 300 Euro höher.
Dachfenster einbauen Kosten – So viel haben wir bezahlt
Unsere Wahl fiel wie gesagt auf vier Velux Dachfenster mit Rollladen und Insektenschutz. Wir entschieden uns, dass wir die Dachsparren nicht kürzen wollen, so dass die maximale Breite von etwa 80cm für uns “vorgegeben” war. Wir entschieden uns darüber hinaus, dass wir möglichst viel Licht haben wollen, also möglichst die gesamte Dachschräge in der Höhe ausnutzen wollen, weshalb wir uns für Klapp-Schwingfenster in der Größe 78x118cm entschieden haben.
Neben der Wahl der passenden Fenstertypen mussten wir uns auch überlegen, ob wir die Dachfenster einbauen lassen oder dies selbst in die Hand nehmen. Wobei es diese Überlegung eigentlich gar nicht so wirklich gab, für uns war schnell klar, dass wir das nachträgliche Einbauen von Dachfenstern lieber den Profis überlassen.
Unsere Kosten beliefen sich für das Velux Dachfenster inkl. Rolladen, Eindeckrahmen, Insektenschutz, Innenfutter aus Kunststoff und der gesamten Montage bei ca. 3.500 Euro je Fenster.
Dachflächenfenster einbauen – welche Arbeitsschritte gibt es?
Der Einbau untergliedert sich im Allgemeinen in fünf Schritte:
- Die Dachziegel müssen im entsprechenden Bereich entfernt werden.
- Die Einbaufläche muss geöffnet sowie die gesamte Dämmung entfernt werden.
- Eventuell müssen Dachsparren gekürzt und sogenannte Hilfssparren eingesetzt werden.
- Anschließend wird das Dachfenster mit einem Eindeckrahmen eingebaut.
- Am Ende muss es noch entsprechend gedämmt werden, der Rahmen ist abzudichten und die Dacheindeckung muss möglicherweise angepasst werden.
Wie lange der Einbau dauert, hängt von der Fenstergröße ab. Ein mittelgroßes Fenster kann in rund 5 Stunden verbaut sein. Dazu kommen noch die nachträgliche Abdichtung und die Zeit für das Schließen beziehungsweise Anpassen der Dacheindeckung.
Benötigtes Material:
- Passendes Dachfenster
- Cuttermesser
- Ggf. Gerüst
- Arbeitshandschuhe
- Säge
- Holzlatten
- Akkuschrauber
- Wasserwaage
- Meterstab
- Dämmstoff
- Foliendichtband
- Tacker
- Dichtendes Klebeband für den Außenbereich
- Ggf. Steintrennmaschine
Arbeitsschritt 1: Die Lage des Dachfensters
Die Höhe der Fenster kann einfach über die Dachneigung berechnet werden. Dabei sollte die Fensterunterkante etwa 90 cm über dem Boden sein, bei Klapp-Schwingfenstern sind es 120 cm. Die Oberkante sollte zwei Meter über dem Boden enden. Wichtig ist, dass die Öffnung in der Breite 40 – 60 mm größer ist als das Dachfenster selbst. In der Höhe sind das 45 mm.
Wichtig beim Aufzeichnen ist die Lage der Dachsparren. Hier gilt die Regel, dass zwischen zwei Sparren das gesamte Fenster plus 4 bis 6 cm passen sollten. Ist dieser Abstand nicht gegeben – was auch beim Wechsel eines bestehenden Dachfensters der Fall sein kann – müssen die Sparren angepasst werden. Jedoch sollten solche Eingriffe, die sich gleichermaßen auch auf die Statik des Hauses auswirken können, nur von einem Fachmann durchgeführt werden.
Wenn die Fensterlage markiert ist, muss die Wandverkleidung entfernt werden. Beim Einschneiden sollte die Unterspannbahn möglichst nicht beschädigt werden. Wenn dies doch passiert, kann das mit einem geeigneten Klebeband ausgebessert werden. Von den Ecken wird die Unterspannbahn über Kreuz eingeschnitten, sodass vier spitz zulaufende Seitenteile entstehen und weggeklappt werden können. Danach muss gegebenenfalls die Dachdämmung entfernt werden. Zum Schluss müssen die Sparren herausgesägt werden.
Arbeitsschritt 2: Begrenzungen setzen und Blendrahmen vorbereiten
Ehe nun das neue Dachfenster eingebaut werden kann, sollten die Maße der Öffnung noch einmal kontrolliert werden. Anschließend sollte ein Quellband zur Abdichtung rund um die Unterseite des Fensters angebracht werden. Anschließend werden die Unterbleche im Traufen- und Seitenbereich gesetzt.
Für den Blendrahmen wird der Fensterflügel aus dem einzubauenden Dachfenster nach Herstellervorgaben entfernt. Anschließend werden zwei Dachlatten im richtigen Abstand im Dachstuhl für den Blendrahmen fixiert. Nun werden die Montagewinkel an den Blendrahmen geschraubt. Dabei bestimmen die Fenstergröße und das Gewicht die Anzahl und Position der Winkel.
Arbeitschritt 3: Blendrahmen einsetzen
Nun wird der Blendrahmen zwischen die Dachlatten eingesetzt und verschraubt. Am einfachsten ist es, wenn man hierbei zuerst die unteren Winkel festschraubt. Der Abstand zwischen Fensterrahmen und Dachlattung sollte dabei immer wieder kontrolliert werden. Ebenso wie die Ausrichtung des Dachfensters.
Ehe die oberen Winkel fixiert werden, lohnt es sich, den Fensterflügel einmal einzusetzen und die Funktionalität zu überprüfen.
Arbeitsschritt 4: Dämmung des Dachfensterrahmens und Unterdachbefestigung
Sobald der Blendrahmen fixiert ist, werden die Fugen zwischen Blendrahmen und Dachlattung mit Dämmwolle ausgestopft. Ist dies geschehen, wird das Unterdach des Dachfensters mit Foliendichtband am Rahmen befestigt.
Dazu werden die Seiten möglichst straffgezogen und mit einem Tacker an den Holzlatten der Dacheindeckung befestigt. Damit das Regenwasser auch richtig abfließen kann, sollte man von unten nach oben arbeiten.
Arbeitsschritt 5: Ablaufrinne einbauen und Dachfenster einhängen
Im nächsten Schritt wird oberhalb des Dachfensters eine Ablaufrinne angebracht. Dafür wird mit einer Stichsäge die Konterlattung auf die entsprechende Öffnung zugeschnitten. Die Ablaufrinne muss mit einem kleinen Gefälle angebracht werden, damit das Wasser auch wirklich ablaufen kann. Außerdem muss in diesem Schritt auch ein kleiner Schnitt in die Unterspannbahn erfolgen. Die Ablaufrinne wird entsprechend dort hineingeschoben und mit einem abdichtenden Bitumenband befestigt.
Mit dem Eindeckrahmen wird der Holzrahmen des Dachs vor Witterungseinflüssen und Feuchtigkeit geschützt. Er bildet den Übergang zwischen Fenster und Dach. Abschließend werden die Dachziegel wieder angebracht. Eventuell müssen diese mit einer Steintrennmaschine auf die passende Größe gebracht werden.
Im letzten Schritt wird der Fensterflügel eingehängt, ehe die innere Fensterverkleidung angebracht wird oder selbst gebaut wird. Für Dachflächenfenster bieten Hersteller passendes Innenfutter an, um die Laibung des Fensterausschnitts zu verkleiden. Das Futter besteht aus den gleichen Gipsplatten wie die restliche Beplankung. Je nach Dachschräge kann das angepasst werden.
Dachfenster einbauen – Bildergalerie
Nachfolgend findest Du Bilder der Arbeitsschritte in einem Kinderzimmer.
Dachfenster einbauen – Zusammenfassung
Wir sind total glücklich, dass wir den Schritt gegangen sind und nachträglich die Dachfenster eingebaut haben. Bei der Wahl der Fenster entscheiden der persönliche Geschmack und das Budget. Wir haben uns wie gesagt für Velux-Dachfenster mit Rollladen und Insektenschutz entschieden.
Beim Einbau ist es wichtig, dass das gewählte Fenster zwischen die Dachsparren passt, Veränderungen an den Sparren darf nur ein Fachmann durchführen. Denn eine unsachgemäße Veränderung könnte Auswirkungen auf die Statik des Daches haben. Außerdem entstehen natürlich zusätzliche Kosten durch diesen Aufwand.
Die Hersteller der Dachfenster liefern in der Regel fertige Bausätze, die alle benötigten Materialien, wie Abdeckblenden und Montagewinkel enthalten. Je nach Fenstergröße und Manneskraft, ist der Einbau aber spätestens nach einem Arbeitstag erledigt. Das zweite Fenster geht deutlich schneller.
Durch den Eigeneinbau können einige Kosten gespart werden, vor allem natürlich die Handwerkerstunden. Wir sind trotzdem froh, dass es die Profis gemacht haben und erfreuen uns über viel mehr Licht im Obergeschoss, selbst im Flur im Erdgeschoss wirkt jetzt alles heller.
Übrigens: Eventuell gibt es auch noch die Möglichkeit, eine Förderung zu beantragen. Neben der BAFA sind auch regionale Förderungen möglich. Eine Antwort hierzu müsste das zuständige Bauamt geben können.